Kombinierte Schichten

Barrierewirkung und verbesserte Restentleerbarkeit von Kunststoffbehältern

In vielen technischen Bereichen spielt die Ressourcen- und Energieeffizienz eine zunehmend wichtige Rolle. Die Optimierung der Ressourcennutzung und des Energiebedarfs hat große Auswirkungen auf Produktionsverfahren, die neben dem bisherigen Faktor Kosteneffizienz verstärkt Umweltaspekte berücksichtigen müssen. Ein Beispiel hierfür ist der Ersatz von Glas durch Kunststoffe, der aus zweierlei Gründen angestrebt wird. Zum einen sind Kunststoffverpackungen leichter und tragen somit beim Transport zur Kraftstoffeinsparung bei. Zum anderen sind diese Verpackungen bruchsicher. Von Nachteil ist jedoch die schlechte Barrierewirkung. Diese lässt sich durch eine Beschichtung der Kunststoffoberfläche mittels Plasmatechnik als ressourceneffizientes Verfahren erhöhen.

Verbesserte Eigenschaften durch Plasmabeschichtung

Ablaufverhalten eines Testöls.
Bild 2: Ablaufverhalten eines Testöls von unbehandelten und plasmabeschichteten Polymeroberflächen.

Um die Eigenschaften von Kunststoffbehältern zu optimieren, kommen Beschichtungsverfahren sowie Koextrusionsverfahren in Frage. Bei den Beschichtungsverfahren ist die Plasmatechnik besonders vielversprechend und darüber hinaus umweltschonend: Mit dieser Technologie lässt sich durch Variation der Beschichtungsparameter eine große Bandbreite von Oberflächeneigenschaften gezielt einstellen. So können beispielsweise die Permeation von Substanzen reduziert und die Benetzbarkeit einer Oberfläche angepasst werden. Plasmaprozesse benötigen nur eine minimale Menge von Beschichtungssubstanzen, da diese im Plasma hocheffizient zu einer Beschichtung umgesetzt werden. Am Fraunhofer IGB wurden für unterschiedliche Materialien und Anwendungen Beschichtungen entwickelt, die sich durch sehr gute Barrierewirkung gegen Gase und Flüssigkeiten auszeichnen und zugleich optimierte Eigenschaften bezüglich des Ablaufverhaltens besitzen.

Plasmabeschichtung

Erzeugung vom reaktiven Plasmagas im Plasmareaktor.
Bild 2: In einem speziellen Plasmareaktor wird das reaktive Plasmagas direkt im Kanister erzeugt und so die Innenwand des Kanisters beschichtet.

Bei den Plasmaverfahren zur Herstellung funktionaler Beschichtungen (Plasmapolymerisation) werden die entsprechenden niedermolekularen Ausgangsverbindungen zunächst durch den Energieeintrag im Plasma teilweise fragmentiert. Diese Fragmente (Radikale) reagieren anschließend mit der Oberfläche des zu behandelnden Materials und bilden dort eine stabil angebundene Schicht. Gegenüber nasschemischen Verfahren bietet die Plasmatechnologie den Vorteil, die Beschichtungsschritte in direkter Abfolge, also ohne Zwischenschritte zur Trocknung oder zusätzliche Waschschritte, durchführen zu können. Beschichtungen, wie sie für Barrierebeschichtungen und zur verbesserten Restentleerbarkeit eingesetzt werden, sind beispielsweise fluorkohlenstoffbasiert [1], methylbasiert [2] oder hochdichte glasartige Diffusionsbarrieren [3] sowie angepasste Mehrlagensysteme.

Effektive Barriere gegen Wasserdampf und Sauerstoff

Mehrlagige Schicht als Barriere gegen Sauerstoff und Wasserdampf.
Bild 3: Mehrlagige Schicht als Barriere gegen Sauerstoff und Wasserdampf.

Am Fraunhofer IGB wurden Barriereschichten hergestellt, die die Barrierewirkung des Kunststoffes Polyethylenterephthalat (PET) gegen Wasserdampf und Sauerstoff um mehr als den Faktor 1000 gegenüber dem unbehandelten Material erhöhen. Vergleicht man die Beschichtung mit einer handelsüblichen Beschichtung auf Basis von Ethylen-Vinylalkohol-Kopolymer (EVOH), so wird Sauerstoff fünfmal besser, Wasserdampf sogar 50-mal besser zurückgehalten.

Verbessertes Ablaufverhalten

Wird durch einen direkt nachfolgenden Prozessschritt eine weitere Schicht aufgebracht, so kann die Oberfläche an weitere Anforderungen wie chemische Eigenschaften oder Benetzbarkeit angepasst werden. Verwendet man hier beispielsweise öl- und wasserabweisende Fluorkohlenstoffbeschichtungen, so erhält man eine teflonartige Oberfläche. Von dieser laufen Testflüssigkeiten deutlich besser ab als von unbehandelten. Die Verbesserung bezieht sich nicht nur auf labortypische Testmedien wie Wasser und Öle, sondern auch auf industrietypische Füllgüter wie Leime, Lacke und Farben. So konnten wir zum Beispiel die Restentleerbarkeit von ausgerüsteten HDPE-Kanistern für ölhaltige Füllgüter gegenüber unbeschichteten Kanistern um 10 Prozent verbessern. Die multifunktionalen Beschichtungen wurden bereits erfolgreich auf verschiedene Flachmaterialien, aber auch auf Formkörper wie Kanister und Tanks appliziert.

Ausblick

Die Beschichtungen sind für viele Anwendungen geeignet, beispielsweise für Behälter zur Verpackung und Lagerung sowie für Displays oder auch für Sichtfenster in Feuchträumen. Die Erzeugung von multifunktionalen Schichten oder Schichtsystemen über Plasmatechnik ist besonders attraktiv, da sich mit nur einem Prozess unterschiedlichste chemische und physikalische Materialeigenschaften gezielt herstellen und an das gewünschte Eigenschaftsprofil anpassen lassen.

Literatur

[1] Barz, J.; Haupt, M.; Vohrer, U.; Hilgers, H.; Oehr, C. (2005) Ultrathin carbon-fluorine film processing, Surface and Coating Technology 200 (1-4), 453 ff.

[2] Jacoby, B.; Bock, W.; Haupt, M.; Hilgers, H.; Kopnarski, M.; Molter, J.; Oehr, C.; Rühle, T.; Wahl, M. (2006) Abscheidung, Charakterisierung und Anwendung von Plasma-Polymerschichten auf HMDSO-Basis, Vakuum in Forschung und Praxis 18 (4), 12 ff.

[3] Baier, M. (2009) Ultrabarriereschichten, In: Suchentrunk, R.: Jahrbuch Oberflächentechnik, Bd. 65, Leuze Verlag Bad Saulgau, 109 ff, ISBN 978-3-87480-253-6.

Förderung

Wir danken dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) für die Förderung des Projekts »INNOFUNK: Innovative funktionale Innenbeschichtung von Chemikalienbehältern mittels Plasmaverfahren«, Förderkennzeichen 033R045A.