Seit dem 1. Dezember 2018 koordiniert das Fraunhofer IGB das Marie Skłodowska-Curie Innovative Training Network EUROoC. Hierbei wird ein europäisches Forschungsnetzwerk zur Förderung der Organ-on-a-Chip-Technologie aufgebaut. Diese Technologie ermöglicht die Nachbildung menschlicher Organe im Kleinstmaßstab. Sie gilt als zukünftige Alternative zu Tierversuchen und als eine Technologie mit großem Potenzial, unter anderem für die Erforschung neuer pharmazeutischer Wirkstoffe und in der personalisierten Medizin.
Da die Entwicklung von Organ-on-a-Chip multidisziplinäre Kompetenzen erfordert, zielt das EUROoC-Netzwerk insbesondere auf die fachübergreifende Aus- und Weiterbildung von 15 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Unter den elf Hauptvertragspartnern sind neun aus dem akademischen Sektor, ein mittelständisches Unternehmen sowie eine Bundesbehörde aus dem Bereich gesundheitlicher Verbraucherschutz am Projekt beteiligt. Weiterhin sind im Netzwerk zehn Partnerorganisationen eingebunden, hiervon drei akademische Einrichtungen, fünf aus dem industriellen Sektor sowie zwei weitere Regulierungsbehörden aus dem Bereich Humanarzneimittel.
EUROoC umfasst darüber hinaus eine Sammlung innovativer Forschungsprojekte, die sich mit der Entwicklung fortschrittlicher OoC-Systeme mit höherer physiologischer Bedeutung befassen, die über die aktuellen In-vitro-Tests hinausgehen. Im Rahmen des EUROoC-Projekts werden fortgeschrittene OoCs geschaffen, die die Eigenschaften der jeweiligen Organgewebe in vivo hinsichtlich Zelltypen, Mikroumgebung, organspezifischer Gewebestruktur und -funktion sowie Konzepte für die Vernetzung einzelner OoCs eng zusammenfassen. Die verschiedenen zu entwickelnden OoC-Modelle umfassen Heart-on-a-Chip, Bone-on-a-Chip, Retina-on-a-Chip, Lung-on-a-Chip, Adipose-on-a-Chip, Gut-on-a-Chip bis hin zu liver-on-a-Chip. Die OoC-Systeme werden in der Lage sein, die Funktionalität und Reaktion des Gewebes in situ zu überwachen und zu analysieren, indem sie verschiedene neuartige Sensorelemente integrieren. Die entwickelten OoCs werden mit den Zulassungspartnern durch in vitro-in-vivo-Korrelationen vorvalidiert. Das geplante Forschungs- und Ausbildungsprogramm wird die Wettbewerbsfähigkeit Europas in dieser aufstrebenden Schlüsseltechnologie nachhaltig stärken.