Phyt-O-mat – Entwicklung eines modularen, künstlich beleuchteten Photobioreaktorprototyps für die Kultivierung astaxanthinhaltiger H. pluvialis Biomasse

Die Freilandkultivierung von Algen ist durch stark schwankende Licht- und Temperaturbedingungen gekennzeichnet und ermöglicht trotz fortschrittlichster Flachplatten-Reaktorsysteme nur geringe Raum-/Zeitausbeuten. Ziel des Projekts ist daher die Konzeptentwicklung und der Aufbau eines neuartigen modularen und künstlich beleuchteten Photobioreaktors. Dabei soll ein erster ultrakompakter Prototyp mit der Mikroalge Haematococcus pluvialis am Fraunhofer CBP getestet und die notwendigen Parameter für die weitere Skalierung des Systems erarbeitet werden.

Prototypentwicklung: Spezifisch angepasste LED-Beleuchtung und CAD-Konzeptzeichnungen
© Fraunhofer IGB
Prototypentwicklung: Spezifisch angepasste LED-Beleuchtung und CAD-Konzeptzeichnungen

Photobioreaktoren nach dem Flachplattenprinzip bieten durch ihr hohes Oberfläche-zu- Volumen-Verhältnis den großen Vorteil, besonders viel Licht auf alle Algenzellen zu verteilen. Eine gute Durchmischung des Reaktorvolumens erhöht durch Lichtintegration diesen Effekt, was im Vergleich mit anderen etablierten Systemen und je nach kultiviertem Algenstamm zu höchsten Biomasse- und Produktproduktivitäten führt [1]. Die bisher überwiegend angewandte Freilandkultivierung von Algen, die durch stark schwankende Licht- und Temperaturbedingungen gekennzeichnet ist, ermöglicht trotz der Wahl der fortschrittlichsten Flachplatten-Reaktorsysteme wiederum nur geringe Raum-/Zeitausbeuten. Erschwerend für einen breiten Einsatz der Systeme kommt ein zu geringer Technologiereifegrad hinzu. Insbesondere für eine schnelle, modulare Skalierung und Kommerzialisierung der Technologie müssen die Investitions- und Betriebskosten signifikant gesenkt werden.

 

Höhere Produktivität durch künstliche Beleuchtung

Die künstliche Beleuchtung von Photobioreaktoren stellt hierbei eine zunehmende Alternative dar, um Algen mit Photonen zu versorgen [2]. Da die LED-Industrie in den letzten Jahren einen enormen Effizienzsprung gemacht hat sowie ein rasanter Preisverfall der kleinen SMD-Chips in der Massenfertigung stattfindet, ermöglicht dies in zunehmendem Maße einen witterungsunabhängigen Ganzjahresbetrieb industrieller Algenanlagen bei einer konstanten Produktqualität. Die Stromkosten belaufen sich dabei auf ca. 80 bis 90 Prozent der Betriebskosten, wobei die Kühlung der Systeme nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. Der Energieeinsatz beläuft sich dabei bisher auf ca. 150 kWh/kg Algenbiomasse für einstufige Prozesse im industriellen Einsatz [3]. Erste Laborergebnisse zeigen einen verbesserten Energieeinsatz von ca. 80 bis 100 kWh/kg Algenbiomasse bei einer weiteren signifikanten Steigerung der Produktivität im Vergleich mit dem volatilen Sonnenlicht in Outdoorsystemen. 

 

Modularer Stack-Reaktor mit LED-Beleuchtung

Im Projekt Phyt-O-mat soll der Energieeinsatz pro Kilogramm Algenbiomasse weiter gesenkt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, wird ein neuer Reaktorprototyp aufgebaut, der neben der besseren Lichtverwertung eine kostengünstige modular skalierbare Reaktorplattform ermöglicht, welche je nach Algenstamm, Markt und Produkt vorteilhaft in der Prozessindustrie eingesetzt werden kann. Dabei fließen Aspekte wie geringe »Downtime« durch schnelle Reinigbarkeit und Flexibilität in der Handhabung solcher Anlagen ebenso in das Konzept ein wie die Forderung nach einer guten Durchmischung und vorteilhaften Temperierung im Betrieb.

Schlüsselelement hierbei ist ein neuartiger Stack-Aufbau der Photobioreaktoren. Vergleicht man die Ausbeuten in diesen Systemen mit der landwirtschaftlichen Produktion, kann durch die extrem kompakte Bauweise auf wenigen Quadratmetern dieselbe Menge Biomasse produziert werden wie zuvor auf einem ganzen Hektar mit Sonnenlicht. Nutzt man für ein solches System zukünftig Strom aus erneuerbaren Energien, beispielsweise Photovoltaik, zeigt sich schon heute – je nach Produkt – ein wirtschaftlicher Betrieb. Das Projekt Phyt-O-mat stellt damit die Grundlage für eine weitere Verschiebung der Grenzen von Wirtschaftlichkeit und Machbarkeit in der Algenbiotechnologie dar. 

Entwicklungskonzept einer ultrakompakten, modularen und künstlich beleuchteten Photobioreaktorplattform für die Produktion von Astaxanthin.
© Fraunhofer IGB
Entwicklungskonzept einer ultrakompakten, modularen und künstlich beleuchteten Photobioreaktorplattform für die Produktion von Astaxanthin.

Literatur

[1] Cuaresma, M.; Janssen, M.; Vilchez, C.; Wijffels, R. H. (2009) Productivity of Chlorella sorokiniana in a short light-path (SLP) panel photobioreactor under high irradiance. Biotechnology and Bioengineering 104(2), DOI: 10.1002/bit.22394

[2] Pruvost, J.; Le Borgne, F.; Artu, A.; Cornet, J.-F.; Legrand, J. (2016) Industrial photobioreactors and scale-up concepts, Elsevier Advances Chemical Engineering 48: 257−310, DOI: 10.1016/bs.ache.2015.11.002

[3] Tzachor, A. (2019) Catalyzing Innovation. The future of feed: Integrating technologies to decouple feed production from environmental impacts, Industrial Biotechnology 15(2): 52−62, DOI: 10.1089/ind.2019.29162.atz

Projektinformationen

Projekttitel

Phyt-O-mat – Entwicklung eines modularen, künstlich beleuchteten Photobioreaktorprototyps für die Kultivierung astaxanthinhaltiger H. pluvialis Biomasse

 

Projektlaufzeit

Juli 2022  – März 2023

 

Kooperationspartner

Förderung

Das Forschungsvorhaben »Phyt-O-mat« wird durch Mittel des Landes Sachsen-Anhalt und des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.