Abwassermanagement für Fleischproduzenten in Ecuador

Im Auftrag der International Finance Corporation IFC, einer Tochter der Weltbank, unterstützt das Fraunhofer IGB den größten ecuadorianischen Produzenten für Hähnchen- und Schweinefleischprodukte bei der Verbesserung seines Abwasser- und Abfallmanagements an ausgewählten Produktionsstandorten.

Das Unternehmen betreibt insgesamt 95 Produktionsstandorte, die über weite Teile des Landes verteilt sind. Eine neue Umweltgesetzgebung sieht nun vor, dass Abwässer aus der industriellen Produktion bis 2008 vor der Einleitung in Oberflächengewässer gewisse Grenzwerte, den EU-Richtlinien vergleichbar, einhalten müssen. Ähnlich hohe Anforderungen sind auch bei der Entsorgung fester Abfälle zu erfüllen. Anders als in Westeuropa fehlt jedoch in Ecuador weitgehend die öffentliche Abwasserinfrastruktur. Unternehmen sind daher grundsätzlich Direkteinleiter.

Aktionsplan aus Zustandsanalyse

In diesem Gebäude werden bis zu 25000 Hühner in Bodenhaltung gehalten.
In diesem Gebäude werden bis zu 25000 Hühner in Bodenhaltung gehalten.

Nach einer Zustandsanalyse sollten verschiedene technische Möglichkeiten aufgezeigt, verglichen und aufgrund von Kosten-Nutzen-Abschätzungen die günstigsten Verfahrensvarianten ausgewählt und ein Aktionsplan erarbeitet werden.
Für die Zustandsanalyse wurden Rahmendaten vom Umweltbeauftragten in der Firmenzentrale abgefragt und verschiedene Produktionsstätten besichtigt (Geflügelfarm, Reproduktionsfarm für Geflügel, Brutanstalt, Schlachthäuser für Hähnchen, Schweinefarm, Reproduktionsfarm für Schweine, Schlachthaus, Wurstfabriken mit Rinder- und Schweineschlachtung, Produktion für Shrimps und Tilapia).

Besichtigung ermöglicht Sofortmaßnahmen

Bereits während der Besichtigung konnten wir konkrete Sofortmaßnahmen zur Verbesserung der gegenwärtigen Situation vorschlagen. Vielfach wurde eine anaerobe Abwasserreinigung mit Biogasgewinnung empfohlen.

Offene Lagune für die Behandlung von Abwasser aus einer Schweinefarm.
Offene Lagune für die Behandlung von Abwasser aus einer Schweinefarm. Diese Anlagen weisen erhebliche Nachteile auf wie beispielsweise die Emission von Gerüchen, Ammoniak und Methan. Durch die Feststoffe im Abwasser verlanden die Lagunen zudem leicht, dies verursacht Kurzschlussströmungen. Darüber hinaus stellen derartige Anlagen Brutstätten für Mücken dar und tragen erheblich zur Verbreitung von Gelbfieber und Denguefieber bei.

Längerfristige Maßnahmen

Keine der vorhandenen Abwasserbehandlungsanlagen ist derzeit in der Lage, die Grenzwerte nach der neuen ecuadorianischen Umweltgesetzgebung einzuhalten. Auch neue angebotene Abwasserreinigungsanlagen wären nach einer Analyse dazu nicht geeignet gewesen. Um fundierte Daten als Grundlage für technische Erweiterungen der vorhandenen Anlagen zu gewinnen, sah der Aktionsplan als ersten Schritt ein Messprogramm zur Bestimmung der wesentlichen Abwasserparameter vor.
Zudem sollten Vergärung und Kompostierung zur Behandlung organischer Industrieabfälle auch unter Berücksichtigung des Energiebedarfs, der möglichen Emissionseinsparung von Treibhausgasen, des Handels mit Emissionsrechten sowie logistischer Aspekte konzernweit verglichen werden.