Mit allen kommunalen Wassern gewaschen

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So dynamisch sich viele Städte heute über der Erde verändern, so starr sind sie oft im Untergrund. Traditionelle Leitungsnetze der Zu- und Abfuhr von Wasser verschlingen hohe Kosten. Systeme mit dezentraler und modularer Wasserver- und -entsorgung versprechen Abhilfe.

In Gegenden mit ausreichend hohem Niederschlag lohnt es sich besonders, Regenwasser zu nutzen und es nicht einfach über eine Großkläranlage loszuwerden.

»Die historisch gewachsenen Netze für Trink- und Abwasser sind unflexibel und für heutige Bedürfnisse oft zu groß dimensioniert«, betont Dr. Harald Hiessl. Der Leiter der Abteilung Umwelttechnik und Umweltökonomie untersucht am Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung ISI unter anderem, wie sich diese Probleme in Zukunft vermeiden ließen. »Die Größe und der oft marode Zustand der Leitungssysteme sind ein wesentlicher Grund dafür, weshalb in Deutschland rund vier Fünftel der Ausgaben für diesen Bereich in die Instandhaltung und den Ausbau der Netze fließen. Lediglich das restliche Fünftel wird für die Wasseraufbereitung und die Abwasserreinigung aufgewandt.« Abhilfe bringt DEUS 21. Dieses »Dezentrale Urbane Infrastruktur-System« ist eine im Bundesgebiet bisher einzigartige Form der kommunalen Wasserwirtschaft. Vom Bundesministerium BMBF mit zwei Millionen Euro gefördert, arbeiten neben Stadtplanern drei Forschungsinstitute und sechs Industriepartner zusammen. Ein Projekt startet in Heidelberg in einem Gebiet mit Altbauten und ein zweites wird in einem Neubaugebiet von Knittlingen nördlich von Pforzheim technisch umgesetzt. Die kommunalen Gremien beider Städte haben vor kurzem zugestimmt.

In Heidelberg besteht das Problem darin, dass eine Randsiedlung nicht an das zentrale Entsorgungsnetz angeschlossen werden kann. Daher wird für die rund 100 Bewohner eine dezentrale Reinigungsanlage aufgebaut. Bei ihr ist gewährleistet, dass das Wasser am Ablauf Werte erreicht, die sonst nur eine Großkläranlage sicher einhält.

»Im geplanten Neubaugebiet von Knittlingen geht das Vorhaben noch über den Ansatz in Heidelberg hinaus«, betont Professor Walter Trösch vom Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB in Stuttgart. »Hier werden wir zusätzlich das Regenwasser von rund 100 Wohngrundstücken separat sammeln.« Zu Trinkwasserqualität aufbereitet, steht es den Haushalten dann als hygienisch einwandfreies Brauchwasser zur Verfügung. Dieses Wasser eignet sich zur Körperpflege, um Geschirr und Wäsche zu waschen, Toiletten zu spülen oder den Garten zu bewässern. Salzfrei wie es ist, kann bei der Heißwasserbereitung auf Entkalkungsmittel und in der Waschmaschine auf Weichspüler verzichtet werden. Das häusliche Abwasser wird zusammen mit den Küchenabfällen über ein Vakuumkanalsystem abgesaugt, gesammelt und über ein biologisches Hochleistungsverfahren mit integrierter Membrantechnik aufbereitet. Die verwertbaren Produkte dieser Reinigungstechnik sind Biogas und Düngesalze.