Ausgezeichnet: Haut aus der Fabrik

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Die »Fraunhofer-Produktionsanlage für menschliche Haut« der Fraunhofer-Institute für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB, Produktionstechnik und Automatisierung IPA, Produktionstechnologie IPT sowie Zelltherapie und Immunologie IZI ist Preisträger im bundesweiten Innovationswettbewerb »365 Orte im Land der Ideen«. Am 26. Oktober 2011 war die Preisverleihung.

© Fraunhofer / René Heß
Auszeichnung des Fraunhofer-Projektteams. Von links: Andreas Traube (Fraunhofer IPA), Diana Pickert (Fraunhofer IPT), Prof. Dr. Heike Walles (Fraunhofer IGB), Thomas Keller (Deutsche Bank).
Modul der Hautfabrik
© Fraunhofer IGB
Die Hautfabrik ist modular aufgebaut.
hautmodell
© Fraunhofer IGB
Dermale und epidermale Zellen werden zu einem zweischichtigen Modell zusammengefügt.

Künstliche Haut für Transplantationen oder zum Testen von Kosmetika und Chemikalien ist rar: Sie wird bisher manuell im Labormaßstab hergestellt, die Kultivierung dauert sechs Wochen. Ein Team bestehend aus Wissenschaftlern der vier Fraunhofer-Institute IGB, IPA, IPT und IZI hat nun die erste vollautomatisierte Produktionsanlage entwickelt, die monatlich etwa fünftausend briefmarkengroße Hautmodelle produziert. Die serielle Züchtung menschlichen Gewebes ermöglicht die standardisierte und reproduzierbare Herstellung von Hautmodellen. Tierversuche könnten reduziert werden, denn die Verträglichkeit von Kosmetika und die Toxizität von Chemikalien lassen sich auf dem künstlichen Gewebe realitätsnah testen. Darüber hinaus können sich durch die »Hautfabrik« auf dem Gebiet der Hauttransplantationen neue Perspektiven eröffnen. Damit ist das Fraunhofer-Gemeinschaftsprojekt einer von 365 Preisträgern, die jedes Jahr von der Standortinitiative »Deutschland – Land der Ideen« gemeinsam mit der Deutschen Bank unter der Schirmherrschaft des Bundes-präsidenten prämiert werden.

Thomas Keller von der Deutschen Bank in Stuttgart zeichnete heute die Produktionsanlage für menschliches Gewebe als »Ausgewählten Ort 2011« aus und betonte: »Die Fraunhofer-Produktionsanlage ist ein herausragendes Beispiel dafür, dass die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Biologie und Automatisierungstechnik echte Innovationen und wichtige technologische Weiterentwicklungen im Bereich der Biotechnologie und Medizin ermöglicht.«

Professor Dr. Heike Walles, Leiterin des interdisziplinären Projekts, kommentierte die Auszeichnung: »Wir sind sehr stolz, ein ‚Ausgewählter Ort‘ im Land der Ideen zu sein. Uns ist es zum ersten Mal gelungen, eine durchgehende Prozesskette in einer einzigen Anlage zu realisieren – von der Zellextraktion über die Zellvermehrung bis hin zum dreidimensionalen Gewebeaufbau: In einem mehrstufigen Prozess werden die Hautproben auf Sterilität überprüft, per Roboter in die Anlage transportiert, zerkleinert, isoliert und zum Wachsen gebracht. Mithilfe dieser Technologie können wir die regenerative Medizin schneller zu den Patienten bringen.«

Und die Wissenschaftler wollen mit der Fabrik nicht nur Haut herstellen. Die Technologie soll in den kommenden zwei Jahren so weiterentwickelt werden, dass sich damit auch andere Gewebe wie zum Beispiel Knorpel automatisch fertigen lassen.

Aus 2600 eingereichten Bewerbungen überzeugte das Gemeinschaftsprojekt von Fraunhofer IGB, IPA, IPT und IZI die unabhängige Jury. »In einem rohstoffarmen Land wie Deutschland sind Innovationen die Motoren für Entwicklung und Wachstum. Die Preisträger im Wettbewerb ‚365 Orte im Land der Ideen‘ machen mit Leistung und Leidenschaft die Zukunftsfähigkeit des Standorts Deutschland sichtbar«, begründete Thomas Keller das Engagement der Deutschen Bank.